Koffer ohne Ende

Tempelhof-Schöneberger Kunstpreis 2009, 1. Platz
Thema „Grenzerfahrungen“

Mit Koffern assoziiert man Grenzen und Grenzübertritte, Ortswechsel oder die Überwindung von Trennung. Es ist sowohl ein Synonym für Reisen in die Ferne und die Loslösung vom Alltäglichen, als auch von Flucht, von Hoffnung auf ein Überleben, sowie die Reduzierung seiner Habseligkeiten auf das Notwendigste.

Grenzen erzeugen Sehnsüchte, die Erwartung jenseits der Grenzen etwas Besseres zu finden. Die Äpfel in Nachbars Garten scheinen immer süßer zu sein. Es ist ein alter Wunsch des Menschen, die ihm gesetzten Grenzen zu überwinden, somit muss der Koffer auch ein alter sein.

Die Auskleidung des Koffers mit Spiegeln bewirkt eine Endlosspiegelung. Sie ist Symbol für Unendlichkeit und Grenzenlosigkeit, die Reflexion der Reflexion der Reflexion. Ein Verweis auf die Unendlichkeit der Sehnsucht und die unendlichen Möglichkeiten von Grenzen. Durch die Endlosspiegelung werden die Grenzen im Inneren aufgelöst, die im Außen bestehen.

Der Koffer einzig gefüllt mit Spiegeln wird zur Metapher zur Überwindung aller Grenzen. Es ist ein zentrales Menschheitsthema seit der sog. Vertreibung aus dem Paradies und eine entscheidende Triebfeder für Erkenntnis, Veränderung und Entwicklung.

 

Lederkoffer, Acrylspiegel, 2009
56 x 67 x 41 cm