Wegweiser

WEGWEISER in Potsdam, 2014

“Drei gelbe Pfeile stehen auf der Rasenfläche vor der Fachhochschule zwischen Filmmuseum und Brandenburger Landtag und weisen den Weg. Wohin? Nicht Richtung Schloss oder Alter Markt, nicht zum Filmmuseum, eher Richtung Sanssouci oder zum Brandenburgischen Kunstverein? Man weiß es nicht so genau. Die Zeichen geben Rätsel auf. Soll man den Wegweisern folgen? Wohin führen sie einen? Auf neue Wege in Richtung Kunst? Wo hat die Moderne und das Zeitgenössische seinen Platz in Potsdam?”

 


 

ANKUNFT – Übergangswohnheim Marienfelde, Berlin, 2014

Drei monumentale gelbe Pfeile sogenannte ‚Wegweiser‘ von Kiki Gebauer stellen sich jedem Besucher der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde e.V. in den Weg. Sie weisen in Richtung Eingang. Es ist gleichzeitig der Eingang für das derzeitige Flüchtlingsheim, in dem Menschen aus aller Welt Aufnahme finden, bis ihre Asylanträge bearbeitet sind. Es ist die erste Ankunftsstelle für viele, und sie verstehen oft die deutsche Sprache nicht.

So sind Zeichen von großer Bedeutung. Schilder mit Pfeilen zeigen z.B. im Straßenverkehr an, dass ein Richtungswechsel zwingend notwendig wird oder in Gebäuden zum Aus- oder Eingang. Sie weisen den Weg, eine neue Richtung. Aber wohin weisen sie, wenn man die Sprache nicht versteht oder die Schrift nicht lesen kann? Ist das überhaupt die gewünschte Richtung oder weisen die Pfeile dorthin, wo man nicht hin will? So wird dieses schlichte Symbol zu einer Irritation mit der Frage ‚Wohin‘.

Kiki Gebauers Pfeile irritieren auch in der Form: Sie haben ihre Plattform, das Schild verlassen. Sie sind nicht flach, sondern dreidimensional und ungewöhnlich groß. Aus gelb lackierten Holzplatten gebaut weiß man nicht, ob sie liegen oder stehen. Ein Schenkel ragt lebensgroß in die Luft, der andere liegt mit einer Länge von fast 4 Metern am Boden. Sie wirken eher körperhaft und als Skulpturen.

Die Form des Pfeils selber wird hier zur Metapher. Zwei diagonale Holzplatten aus verschiedenen Richtungen kommend, stoßen auf einander und vereinigen sich zu einer Form, zu einem Zeichen, das richtungsweisend wirkt – auch im übertragenden Sinn.

 

Fotos: Bernd Hiepe